Der Baumeister

Baumeister in Bayreuth

Nach FICK lassen sich die Bayreuther Bauten Gontards in zwei Gruppen teilen. Die Fassaden seiner Entwürfe in den Jahren bis 1759/1760 zeigen überwiegend französische Einflüsse (z.B. Hofapotheke, Gontard-Haus), während sich der Baumeister in den späteren Entwürfen mehr durch die italienische Baukunst inspirieren ließ (z.B. Palais Reitzenstein, Palais Ellrodt, Jägerhaus).

GONTARDS BAUTEN IN BAYREUTH & UMGEBUNG (nach FICK 2000)

Gontard-Haus
Gontard-Haus

Entstanden in den 1750er und 1760er Jahren
Höfische Bauten und Pfarrhäuser: Neues Schloss der Eremitage(?), Eremitage Bayreuth, Grabmal des Vergil, Gartenstaffage, Verlängerungsbau am Markgrafenflügel des Neuen Schlosses, Italienischer Bau, Jagdpavillon Kaiserhammer, Fürstengruft der Markgrafen in der Schlosskirche, Entwurf für den Bayreuther Hofgarten zusammen mit Richter, Seitenflügel des Schlosses in Neudrossenfeld, Gartenpavillon von Schloss Fantaisie in Donndorf, Renovierung des Gotteshauses und des Witwensitzes für Markgräfin Sophie Caroline in Erlangen, „Communication“, Verbindung zwischen Neuem Schloss und Italienischem Bau, Pfarrhäuser in Neudrossfeld und Wonsees.
Adelspalais, Bürgerhäuser und Amtsgebäude: Hofapotheke, Wohnhaus Gontards, Palais d‘ Adhémar, Palais Reitzenstein, Haus Pfeiffer, Haus Spindler, Palais Ellrodt, Palais Künßberg, Jägerhaus, Haus des Coriolknechts Böhm.

Nach dem Tod der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth im Jahr 1758 verringerten sich Gontards Bautätigkeiten erheblich, nach dem Tod des Markgrafen im Jahr 1963 waren sogar viele Handwerker und Bauverständige ohne Arbeit, da der Nachfolger den Bau kostspieliger Projekte einstellte. Gontard erhielt zu dieser Zeit kaum noch interessante Aufträge, doch er blieb noch etwa ein Jahr in Bayreuth.

Baumeister in Potsdam

Im Jahr 1764 folgte er dem Ruf Friedrich II nach Potsdam. Friedrich II hatte mit seinem Regierungsantritt im Jahr 1740 damit begonnen, Berlin und Potsdam zu repräsentativen Residenzstädten umzubauen. Mit Gontard gingen auch andere Künstler von Bayreuth nach Potsdam, unter anderem der Schüler Gontards, der Architekt Georg Christian Unger, der Architekt Johann Rudolf Heinrich Richter und die Bildhauerbrüder Johann David und Johann Lorenz Räntz. Gontards erste Aufgabe in Potsdam bestand in der Fertigstellung des Neuen Palais. Dabei standen ihm sein Schüler Unger und Heinrich Ludwig Manger zur Seite.

In Potsdam und in Berlin ließ Friedrich II viele bürgerliche Wohnbauten errichten, deren Kosten er übernahm und deren Erscheinungsbild er selbst bestimmte. Damit waren nicht die Bürger, sondern der König selbst der Auftraggeber (genannt Immediatbauten, Fick 2000). Allein in Potsdam gab es 70 bürgerliche Wohnbauten, die nach seinen Entwürfen oder mit seiner Beteiligung entstanden sind.

HÖFISCHE BAUTEN GONTARDS IN POTSDAM (Auswahl aus FICK 2000)

Palais
Palais

Entstanden zwischen 1764 und 1786/87
Überarbeitung der Pläne des Neues Palais, die Communs, Antikentempel, Freundschaftstempel, Wacht-, Gärtner- und Orangenhäuser am Neuen Palais und bei Schloss Sanssouci, Drachenhaus, Teillage-Pavillon im Gartenrevier am Neuen Palais, Ausbau der Neuen Kammern in der Orangerie (mit Unger), Außenbau des Marmorpalais am Heiligen See.

IMMEDIATBAUTEN GONTARDS IN POTSDAM (Auswahl

aus FICK 2000)

Bassin-Haus
Bassin-Haus

Entstanden von 1765 bis 1786 (Hausnummern von 1945)
Bürgerhäuser Am Alten Markt (5,7), Nauener Straße (23-29, 30-34), Blücher Platz (7,9), Wilhelmplatz (0-12), Humboldtstraße (5/6), Berliner Straße (4/5 und 18/19), Am Bassin (2-12), Charlottenstraße (45-47, 63-68), Scharrenstraße (3), Bäckerstraße (6), Burgstraße (2-4, 55/56), Am Kanal 30, Brandenburger Straße (37, 38).

Baumeister in Berlin

Seit 1776 beschäftigte sich Gontard mit dem Bau der Spittelkolonnaden und der Königskolonnaden in Berlin. Im Jahr 1779 war zunächst vorgesehen, dass er sich nur ein Jahr lang um Berliner Bauten kümmern sollte, im Juli 1779 wurde jedoch durch die Kabinettsorder Gontards Versetzung nach Berlin entschieden. Dort übernahm er die Direktion der Berliner Bauten und begann 1780 mit den beiden Kirchen am Gendarmenmarkt.

ÖFFENTLICHE BAUTEN GONTARDS IN BERLIN (ausgewählt aus FICK 2000)

Dom
Dom

Entstanden von 1776 bis 1786
Spittelbrücke und Kolonnaden, Königsbrücke und Kolonnaden, Dombauten am Gendarmenmarkt, Innenausbau der Königlichen Bibliothek, Pläne für die Jägerbrücke, Oranienburger Tor, Ausbau der Königskammern im Berliner Stadtschloss (Audienzsuite mit Thronzimmer, ein Vorzimmer, Konzert-, Schlaf- und ein Schreibzimmer zum Schlosshof, Neuwiede-Zimmer mit lackierten Kabinetten zum Lustgarten)

IMMEDIATBAUTEN GONTARDS IN BERLIN (ausgewählt aus FICK 2000)

Baumeister
Baumeister

Begonnen zwischen 1779/80 und 1785 Wohnhaus des Weinhändlers Thorm (Markgrafenstraße 37), „Scheibles Hotel“ (Markgrafenstraße), Umbau des Französischen Waisenhauses (Charlottenstraße 55), Wohnhäuser Barrow und Sabbtier am Gendarmenmarkt, Gebäude für die Französische Kolonie (Charlottenstraße 49), Wohnhaus des Brauers Doeblitz (Markgrafenstraße 39), Wohnhaus zum Weißen Schwan, Markgrafenstraße 35, Konsistorialgebäude (Schützenstraße 26).

Nach dem Einsturz des Turmes des Deutschen Doms am 28. Juli 1781 verlor Gontard die Bauleitung in Berlin. Gontard erhielt nur noch zeichnerische Aufgaben. Ein Versuch Gontards, im Dezember 1782 die Direktion der königlichen Bauten zurück zu erhalten, beantwortete der König mit dem Satz: „Zeichnen kann er aber das andere vertraue ich ihm nicht wieder“ (Fick 2000).